Double Triathlon Europameisterschaft
Posted by armin on Mai 12th, 2009
Int. Austrian Double Ultra Triathlon European Championship
Da ich ja immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen bin, habe ich hier mal wieder eine gefunden, die mir eigentlich schon seit 2006 in Malaysia, als ich gerade meinen ersten Quali für die Weltmeisterschaft im Ironman geholt habe, schon in Gedanken hatte. Für manche ist dies hier bestimmt unverständlich, wie man ohne Pause zuerst 7,6 km schwimmt, dann 360 km Rad fährt und noch 84,4 km läuft. Aber es geht, wie man sieht.
Es begann Freitag den 29.Mai, als ich erst noch die letzten Einkäufe für den Wettkampf tätigte, um dann meine Wettkampfverpflegung zusammenzustellen. Diese bestand aus 20 Radflaschen mit Squeezy Energy Drinks, sowie Gel Konzentraten, Cola, Erdinger Alkoholfrei; 20. Schinken- / Käsesemmeln; Macadamia Nüsse, Studentenfutter; 25 Squeezy Energy Riegel; Schokolade usw., um meinen Tagesbedarf von 25000 Kalorien bei diesen Rennen zu stillen. Hört sich viel an, aber bei fast einem Tag Dauerwettkampf verbraucht der Körper einiges.
Als auch alles Andere noch zusammengepackt war, holte mich mein Freund Armin I. ab. Er kam als mein Betreuer mit, um all meine Wünsche beim Rennen zu erfüllen, soweit als möglich natürlich und hier auch einen sehr harten Job hatte.
Leider gab es auf dem Weg nach Neulengbach einige Staus, so waren wir ½ Stunde zu spät dran, aber gerade noch pünktlich genug, um zur Athleten Vorstellung zu erscheinen. Hier wurden alle Teilnehmer namentlich auf der Bühne herzlich begrüßt und schon mal ein Bild vor dem Rennen geschossen. Dann begann die Pasta Party im Festzelt, draußen regnete es bereits und es wurde unangenehm kalt. Am späten Abend machte ich mein Rad rennfertig und legte alles Weitere für den nächsten Tag bereit. So, endlich alles erledigt, und so krochen wir beiden Armins in unser kleines Zelt auf dem Wettkampfgelände, direkt an der Laufstrecke. Leider regnete es fast die ganze Nacht und auch morgens hörte es nicht auf.
Der Veranstalter überlegte schon, ob es nicht besser sei, das Rennen abzusagen, da die Temperaturen in der Nacht auf fast 0 Grad fielen. Aber es waren hier 10 Nationen am Start, die man natürlich auch nicht so einfach wieder heimschicken wollte und es auch sehr schade um das Rennen gewesen wäre. Also begann pünktlich um 8:30 die Wettkampfbesprechung, um noch alle Einzelheiten zum Rennverlauf zu erklären. Im Anschluss fuhren wir bei strömendem Regen mit dem Auto die Radstrecke ab, um eben die Strecken anzusehen und uns im Auto aufzuwärmen. Bei der Rückfahrt zog ich mir dann in der Toilette einer Tankstelle meinen Schwimmanzug an, da es hier wenigstens warm und trocken war. So, jetzt gab es kein Zurück mehr und wir fuhren zum Wettkampfgelände.
Schwimmen
Um 11 Uhr war der Start und es versammelten sich trotz Dauerregen viele Leute, aber vor allem Betreuer am Schwimmbecken. Es gab 8 Bahnen, in denen die Teilnehmer nach Schwimmzeiten verteilt waren. Ich sprang in den „beheizten Pool“, aber durch die kalten Nächte hatte das Wasser gerade mal 18 Grad, was auch mit Neopren nicht gerade warm war. In meiner Bahn waren noch weiter 6 Mitstreiter und wir wünschten uns gegenseitig noch ein tolles Rennen! Allen war bereits jetzt schon die Kälte ins Gesicht geschrieben. Endlich der Startschuss und es gab auch hier anfangs etwas Gedränge in der Bahn, was sich aber nach den ersten 100 m einspielte. Ich kam gut mit und fühlte mich auch soweit gut. Einer von uns war etwas schneller unterwegs, aber nach den ersten paar tausend Meter, wurde auch der langsamer. Die Anderen waren etwas zu langsam für mich, so verzichtete ich auf den Schwimmschatten und schwamm die meiste Zeit vorne. Bereits nach einer Stunde gaben hier 2 Teilnehmer aufgrund der Kälte den Wettkampf auf. Manche liefen zwischendurch zur heißen Dusche, um sich aufzuwärmen.
Die Zeit verging schnell. Zwischendurch trank ich immer wieder mal was, nahm ein Gel und es ging weiter, eine 50 m Bahn nach der anderen, im ganzen 152. Bis ich mich versah, waren 2 Stunden um. Bevor man dann auf die letzten 100 m ging, wurde dies über eine Tafel im Wasser angezeigt, damit man nicht einfach weiterschwimmt, denn zählen tun hier wohl die Wenigsten noch. Es war soweit und ich kam nach 2:15 Minuten aus dem Wasser. Leider regnete es noch immer und es hatte gerade mal 8 Grad.
Radfahren
Mir kam es vor wie letztes Jahr beim Norseman. Ich stand nackt in der Wechselzone und zog mir bei Regen meine Winterklamotten fürs Radeln an. Also von Stülpen, Stirnband, Regenjacke, Regenhose, Überschuhe usw. war alles dabei. So einen langen Wechsel hatte ich noch nie! Jetzt ging es endlich los, trotz strömendem Regen raus auf die Radstrecke von ca. 9,74 km. Es dauerte nicht lange, dann war alles feucht, manche waren da schlau und hatten Schutzbleche montiert, damit es nicht ganz so spritzt. Als ich gerade die 2. Runde begann, war vor mir ein Radunfall, Petri Hellberg lag bewusstlos und blutend auf der Straße. Ein Teilnehmer war bereits bei ihm und ich fuhr weiter, um beim nächsten Checkpoint die Rennleitung zu informieren. Als ich bei der Rückfahrt wieder an der Unfallstelle vorbei kam, waren zum Glück schon Ärzte da, um den Verletzten zu versorgen. Wie sich später herausstellte, war die Sattelstütze gebrochen, wodurch Petri ohne Fremdeinwirkung zu Sturz kam. Dies war wohl für alle erst mal ein großer Schock, aber das Rennen ging weiter. Ich hatte ja immer noch 35 Runden vor mir. Mit der Zeit lernte ich die Strecke immer besser kennen und fuhr sehr konstant. Endlich hörte nach ein paar Stunden der Regen auf und am Nachmittag hatte es dann die absolute Höchsttemperatur von 11 Grad erreicht. Der Asphalt wurde allmählich trocken und so konnte man vor allem die Wendepunkte der Strecke schneller durchfahren. Zwischendurch, so ca. alle 3-4 Runden, machte ich Brotzeit und ließ mir von Armin zu den Energie-Drinks und Riegel, eine belegte Semmel reichen.
Mein Ziel für das Radfahren war ein 30. km/h Durchschnitt, mit dem ich auch gut hin kam. Ich hatte mit Armin I. vereinbart, dass ich keine Info über meine Platzierung bekam, da es für mich vorwiegend ums Ankommen ging. Umso mehr war ich überrascht, als ich mal auf dem Monitor bei der Zeitmessung schaute und ich auf Rang 4 lag! Vom Wettkampfgelände raus, ging es immer wieder leicht bergauf, wo ich so um die 28./29. km/h fuhr, zurück ging es dann schon etwas flotter, da waren so zwischen 33.und 38 km/h drin. Leider sanken die Temperaturen mit zunehmendem Abend bis auf 3 Grad, aber zum Glück kam kein Regen mehr! Nach ca. 10 Stunden Wettkampf konnte man auch keine süßen Getränke mehr zu sich nehmen, so bin ich dann auf „Erdinger Alkoholfrei“ umgestiegen, auch wenn mein Freund Armin sich etwas wunderte, als ich ihm zurief, er soll für die nächste Verpflegungsübergabe Bier in meine Radflasche abfüllen. Aber es war gut für mich, denn ich brauchte eben etwas nicht so Süßes. Es dämmerte bereits und ab 20:30 musste man die Fahrradbeleuchtung einschalten. Hier gab es auch große Unterschiede, was die Beleuchtung betraf. Einige hatten da wirklich tolle Scheinwerfer montiert, was aber auch sehr sinnvoll war, denn einige Teilstücke waren stockdunkel und auch kurvig. Ich war erst mit einer festen Lampe am Rad und später einer zusätzlichen Stirnlampe unterwegs. Dies ging ganz gut, aber die Schlaglöcher und Risse in der Straße musste man kennen, denn die blieben in der Dunkelheit verborgen. So gegen Mitternacht, nach fast 300 km im Sattel, bekam ich auch keine Semmel mehr runter. Ich merkte, wie ich an Leistung verlor, was nun? Ich kam gerade noch halbwegs zur Verpflegung rein und rief Armin, er soll mir doch ein „Snickers“ geben. Das hat mir geholfen, meinen Zuckerspiegel wieder auszugleichen und ich merkte nach kaum 1 km, wie ich wieder voll da war und ich wieder mein gewohntes Tempo halten konnte. Ist schon verrückt, was so ein Schokoriegel bewirken kann. Zwischendurch fiel durch die starken Vibrationen immer wieder meine vordere Lampe aus, was dann natürlich auch die Wettkampfleitung bemängelte. Also kurzer Boxenstopp, wir hatten zum Glück noch 2 Ersatzlampen dabei, und weiter ging’s, raus in die kalte Dunkelheit der Nacht. Der einzige Vorteil zu dieser Zeit war, dass der ständige Autoverkehr fast aufhörte, denn dieser war teilweise sehr gefährlich, da hier ständig Autos überholten!
Die letzte Stunde verging schnell und bald war ich dann auf meinen letzten 10 km. Eigentlich gar nix mehr, wenn man schon 350 gefahren ist. Leider wäre dies fast das Ende gewesen, denn als ich auf dem dunklen kurvigen Teilstück der Strecke war, kamen mir zwei andere Teilnehmer entgegen. Für mich war es eine Linkskurve und als ich gerade in diese einbog, fuhr der Vordere der beiden Entgegenkommenden einfach gerade aus und schoss vor mir in die Wiese. Hu, das war knapp, einen Meter weiter vorne, dann wäre er mir voll reingefahren! Der Rest der Strecke verlief dann ohne weitere Aufregungen und ich freute mich sehr, diesen für mich gefährlichsten Teil des Rennens gut beendet zu haben. Also kam ich rein zum 2. Wechsel, den Armin I. für mich schon vorbereitet hatte. Ich war zusammen mit dem Wechsel 12:01 h auf dem Rad unterwegs.
Laufen
Wieder stand ich nackt in der Kälte, aber um diese Zeit waren eh kam Zuschauer da! Also rein in die Laufklamotten und los, denn ich freute mich schon auf das Laufen. War schon gespannt, wie das noch geht? Es ging wirklich unerwartet gut, denn meine Beine waren super locker und auch mit dem Rücken hatte ich keine Probleme. Es waren 126 Runden a 670 m zu laufen. Die ersten 8 Runden waren sehr schnell, aber dann musste ich bereits das erste Mal zur Toilette und hatte Magenschmerzen. Ich lief weiter und mir war nun klar, dass ich mich zwar von meinen Beinen und Kondition noch sehr gut fühlte, aber mit dem Essen riesen Probleme bekommen werde. Jetzt machte sich auch die Müdigkeit bemerkbar und ich musste mich extrem überwinden, denn mein Körper verlangte einfach nach Pause bzw. Schlaf. Ich lief eine Runde, dann setzte ich mich zu meiner Verpflegungsstelle beim Zelt auf einen Stuhl und schloss für ein paar Minuten die Augen. Tat das gut! Dann lief ich wieder weiter, die nächsten 7 Runden und wieder zur Toilette. Ich trank nur noch warmen gesüßten Tee und versuchte so gut es eben ging, noch zu essen. Mir war klar, wenn ich nichts zu mir nehmen kann, würde das für den Wettkampf das Ende bedeuten. Wäre doch wirklich schade gewesen, denn ich war bereits auf Medalien-Kurs
(Rang 3).
Es waren zu der Zeit auch kaum Läufer auf der Strecke und auch Armin I. hatte sich etwas hingelegt, also war ich auf mich alleine gestellt. Ich konnte immer ein paar gute Runden laufen, dann Toilette, Tee trinken und versuchen zu essen. Dies ging eine ganze Weile so, bis ich von einem anderen Supporter heiße Hühnersuppe in meine Flasche bekam. Das ging gut und nach einigen Stunden erholte ich mich etwas. Es war schon einige Zeit hell und Armin I. war auch wieder voll im Einsatz, lief mit und über gab mir meine Flasche für einen kurzen Schluck. Die letzten Stunden konnte ich auch Cola trinken, was mir wieder etwas Power gab und so konnte ich sehr konstant meine letzten 50 Runden rennen.
Nach 21:15 h war der Erste im Ziel, der Zweite knapp eine Stunde später. Die letzte Laufrunde wurde in entgegengesetzter Richtung mit der Nationalflagge in der Hand gelaufen und alle entgegen Laufenden bejubelten den Zielläufer. Ich konnte es kaum glauben, dass ich jetzt bald als Bronzemedaillen-Gewinner bei der Europameister-schaft hier ins Ziel laufe. In Gedanken freute ich mich schon sehr, das Ziel vor Augen und das gab mir die Kraft weiter durchzuhalten. Am Ende vergingen die Runden immer schneller und so war es endlich so weit! Ich bekam die deutsche Flagge und lief meine Ehrenrunde ins Ziel. Wahnsinn dieses Gefühl, alle Schmerzen waren vergessen und ich kam nach 8:34 h laufen und insgesamt 22:58 h überglücklich ins Ziel. 3. Platz, Bronze Medaille, Wahnsinn!!!!
Im Zelt wartete bereits Manfred Zöllner, der Wettkampfleiter auf mich, um mich im Ziel zu begrüßen und mir das Finnischer-Shirt und die Medaille zu überreichen. Dann durfte ich mich auf den Stuhl am Podium setzen und gab noch ein Interview über meine Renneindrücke.
Armin I. mein Betreuer und Freund freute sich mit mir. Ohne seinen vollen Einsatz wäre diese tolle Leistung nicht möglich gewesen.
Am Abend gab es Spanferkel, wo ich mich aber ausklinkte. Um 23 Uhr, kurz vor Zielschluss, kamen auch die letzten Teilnehmer ins Ziel.
Am nächsten Vormittag, um 10 Uhr, war die Siegerehrung und ich bekam einen tollen Pokal, sowie die Bronzemedaille umgehängt. Ich war bester Deutscher und in der Nationen-Wertung wurde Deutschland Erster. War schon irre, mit Nationalhymne usw. auf der Bühne zu stehen!
Für mich war dieser Wettkampf eine tolle Erfahrung. Auch das Umfeld der Helfer usw. muss man wirklich ehrlich sagen, war klasse! Also, wer sich gerne mal einen Tag quälen mag, ist hier richtig! Es macht aber auch wahnsinnigen Spaß, die Schmerzen vergisst man schnell und die positiven Eindrücke bleiben.
Video Zieleinlauf:http://www.youtube.com/user/webexpressaut Ergebnisse OVB Bericht.pdf Bericht Traunsteiner Tagblatt.pdf