Am 13. Oktober wurde auf Big Island die 29. Auflage des legendären Ironman ausgetragen. Am Abend vorher hab ich bei der Pastaparty von „Hannes Hawaii Tours“ noch mal richtig Kohlenhydrate aufgetankt. Vor dem Schlafen schaute ich mir noch die IM WM vom letzten Jahr an, um noch die letzte Motivation zu bekommen. In der Nacht vor dem Rennen konnte ich unerwartet gut schlafen, bis um vier Uhr in der Früh der Wecker geläutet hat. Dann gab es selbstgebackenes Müsli und Magnesiumdrink zum Frühstück. Ich war immer noch relativ ruhig und ging das bevorstehende Rennen noch mal im Kopf durch. So, jetzt war es an der Zeit mit dem Bus zum Schwimmstart zum Kailua Pier zu fahren. Es war noch stockdunkel und eine richtig unheimliche Stimmung. Trotz der unmenschlichen Uhrzeit waren tausende Menschen auf den Beinen und man hat richtig die Energie gespürt, Gänsehautfeeling!!
Jetzt ging ich erst mal zum „Bodymarking“, wo dir die Startnummer mit großen Stempeln auf den Oberarm markiert wird und du das Alter aufs Wadl geschrieben bekommst. Und dann gab es endgültig keinen Weg mehr zurück.
Ich überprüfte noch mein Rad und bereitete alles für den ersten Wechsel vor. So, jetzt noch auf die Toilette, wo sich schon die ersten Schlangen gebildet haben. Als ich dann meinen Beutel mit den Umziehsachen abgegeben hatte und schon auf dem Weg Richtung Schwimmstart war, fiel mir erst auf, dass ich noch meine Latschen an hatte. Also noch mal zurück und die Dinger noch in einem separaten Beutel abgeben.
Jetzt stand ich mit den anderen 1836 Startern vor dem Einstieg ins Wasser und lauschte der Hymne. Der Höhepunkt der Aufregung ist fast erreicht und man sieht es den Athleten an, es ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie haben weit geöffnete Augen mit einem besonderen Blick und sind voller Endorphine durch das Lampenfieber.
Das Schwimmen
Da die Profis schon eine viertel Stunde vor uns gestartet sind, durften wir erst kurz vor 7 Uhr ins Wasser. Als nicht gerade der beste Schwimmer habe ich mich in die Mitte der mittleren Reihe gedrängt und schon hieß es: „Two minutes to go!“ Erwartungsgemäß fiel dann etwa 30 Sekunden später der Startschuss….
Das Schwimmen war sehr durchwachsen. Ich habe nichts gesehen, da die Sonne blendete und die Brille gleich nach wenigen Minuten beschlagen war. Habe fast den Ozean ausgesoffen, so oft habe ich mich verschluckt und wurde von allen Seiten gestupst und getreten. Schwimmer von hinten drückten mir immer wieder die Beine nach unten und versuchten, über mich drüber zu schwimmen. So muss es sich in einer Waschtrommel anfühlen! Die Wellen haben mir dann noch den Rest gegeben.
Endlich war der Wendepunkt, das „Body Glove Boot“, erreicht und es ging zurück, wo es jetzt etwas ruhiger zuging und auch die Sicht besser war. Ich konnte nun auch meinen Rhythmus finden und es ging gut voran. Leider habe ich fast die ganze Strecke keine Gruppe vor mir, um den Wasserschatten (Nachschwimmen bringt bis zu 10 Prozent Zeitgewinn) nützen zu können. Vor dem Schwimmziel erhöhte ich noch das Tempo und merkte, dass ich noch genügend Kräfte hatte.
Ich konnte mal wieder beim Schwimmen nicht meine volle Leistung umsetzen und kam als 1178. aus dem Wasser. Ich war wirklich froh, dass die erste Disziplin endlich vorbei war.
Das Radfahren
Der erste Wechsel war gut und so konnte ich meine nicht endende Aufholjagd starten.
Glaubt man der ARD, so hatte es um halb neun in der Früh bereits 35 Grad. Ihr könnt euch also vorstellen, wie kuschelig warm es untertags war … Beim Radfahren merkt man die Hitze aufgrund des Fahrtwindes aber nicht ganz so schlimm. Ich war fast nur am Überholen!
Wir hatten Richtung HAWI stetig leichten Gegenwind, von Seven Eleven ab im 26 km Anstieg blies der Wind, wie man es von HAWAII kennt, sehr stark, das war schon mörderisch.
Der Rückweg war von starkem Seitenwind geprägt, so dass man sich kaum auf dem Lenker halten konnte. Ach ja, Wind ist ein gutes Stichwort: Zwar war es nicht ganz so heftig wie erwartet, aber Hawaii hat etwas ganz Tückisches an sich: Der Wind dreht fast immer zur selben Uhrzeit, meistens dann, wenn die mittelmäßigen Radfahrer bei der Wende sind. Deshalb hatten wir beim Hinaus- und beim Zurückfahren Gegenwind. Das Gefühl am Rad war aber super. Ich habe die ganze Zeit nur drauf gewartet, dass der berühmte Mann mit dem Hammer kommt. Aber er kam nicht 😉 Und so ging’s im Wiegetritt die vielen Rampen (Anstiege) an den anderen Athlethen vorbei.
Ich versuchte alles rauszuholen, weil ich mir beim Marathon keine Top Zeit erwartete; ich konnte in meiner 5 Monate langen Verletzungspause ja nur im Wasser das Laufen trainieren. Mein Ziel war, die 5 Std. zu knacken, aber ich hatte zu viel Zeit auf dem Weg nach HAWI verloren, die ich nicht mehr gut machen konnte. Ich beendete die Fahrt mit 5:04:42 und hatte dabei 869 Teilnehmer überholt.
Das Laufen
Nach einem schnellen Wechsel ging es auf die Laufstrecke. Die ersten Schritte nach dem Radfahren sind immer furchtbar: Man fühlt sich so, als hätte man gerade eine Kiste Bier alleine ausgetrunken, so wackelig ist man auf den Beinen. Aber nach ein paar Kilometern gibt sich das wieder. Ich war noch total überhitzt vom Radfahren, so kühlte ich mich erst mal bei der nächsten Verpflegungsstelle mit Eis ab. Ich steckte Eis in die Kappe und in meinen Wettkampfeinteiler.
Ich brauchte einige Kilometer, bis ich in meinen Rhythmus kam, dann lief es aber gut, die Hitze war enorm und man musste den Körper stetig durch Eis und viel Wasser runterkühlen, Trinken war von enormer Bedeutung an diesem Tag. Nach der Palani Road, dem steilsten Anstieg der Strecke, hatte ich immer noch ein gutes Gefühl und lief auf dem Highway der Lavawüste entgegen. Kein Schatten, keine Zuschauer, keine Anhaltspunkte. Da lernt man sich selbst wirklich kennen!
Ich war den ganzen Lauf sehr konzentriert und konnte so mental die Schmerzen und die hohe Belastung gut verkraften. Nach 20 km dachte ich mir nur manchmal, wann wohl der Hammer kommt, da ich ja die letzten 5 Monate so gut wie kein Lauftraining hatte. Jedenfalls lief es ganz gut, habe aber nicht zuviel Druck gemacht und bin jede Verpflegung gegangen, wo ich mich ausreichend verpflegte und mit Eis kühlte. Sicher gibt es Ups und Downs, aber es war nie so, dass ich nicht mehr weiter konnte.
War natürlich heil froh, als ich das „Energy Lap“ hinter mir hatte und es wieder auf dem Highway in Richtung Kona ging. So etwa 3 km vor dem Ziel begann ich, das Tempo zu erhöhen, wollte noch unter die 3:20 Laufzeit kommen. Habe mich dann noch mit 2 Pro Frauen einen Zielsprint von fast 2 km geliefert. Am Ziel lasse ich ihnen aber dann doch den Vortritt, um nicht zu dritt auf dem Foto des Zieleinlaufes zu sein.
Habe mein Ziel erreicht und bin überglücklich mit einer Zeit von 9:46 über die „Finishline“ gelaufen. Ich erreichte eine Marathonzeit von 3:20:27 und hab so noch 112 Plätze beim Lauf gut machen können.
Bin jedenfalls sehr zufrieden mit meiner Endzeit von 9:46:16 und den 198. Gesamtrang unter den Top „200“.
Nun möchte ich mich noch mal bei allen bedanken, die mich bei meinem Unternehmen HAWAII unterstützt haben In allererster Linie danke ich meiner Frau und meinen Kindern, die mir immer beigestanden haben und viel auf mich verzichten mussten, meinen Sponsoren, dem TV Traunstein, der Stadt Traunstein, der Firma Craft, dem Radhaus in Traunstein, Hannes Hawaii Tours, Kollegen und allen, die ich jetzt noch vergessen habe.
Das Rennen im Detail:
Detail Hawaii 08.pdf
Ergebnisse Bilder Bericht Hawaii 07 Traunsteiner Tagblatt.pdf Bericht Hawaii 07 Chiemsee Nachrichten.pdf
Video Hawaii (Zielsprint von mir bei 2:28)
Das Hannes Hawai Team, mit dem ich eine sehr schöne, aber auch manchmal stressige Zeit auf Hawaii verbracht habe.